Eine Bar, die Laune macht.
Ich sitze an der Bar und warte auf meinen Drink. Um mich herum Stimmengewirr. Aus dem Lautsprecher perlt ein wilder Stilmix: alles von Manfred Mann über Peter Fox bis hin zu sphärischen House Music - Klängen. Gläser klirren, Geschirr klappert. Die Leute rücken zusammen. Die Tür öffnet sich ständig, spült mehr und mehr Menschen in den Raum. Die Stimmung ist ausgelassen.
Eine Bar mit klaren Ansagen.
Der Barkeeper greift zum Handy. Die Bude ist voll, aber die Band noch nicht da. Viele Gäste sind kurzfristig gekommen. Haben sich heute spontan zum Kommen entschlossen, nachdem sie ihre App befragt hatten. Diese Kneipe hier hat alles richtig gemacht! Sie hat in der App gestern und heute mit einem starken Band-Foto und knackigen Worten die Blicke aller Suchenden auf sich gezogen. Mit dem Effekt, dass der Raum nun bald überquillt vor lauter Andrang!
Alle kommen in diese Bar!
Diese App ist voll im Alltag angekommen. Wer kannte die Brunch Lunch Dinner APP vor einem Jahr? Kaum einer. Und jetzt ist die Brunch Lunch Dinner APP beinahe so selbstverständlich geworden wie das Web. Gab es mal ein Leben vor dieser App?
Nehmen wir diese Bar. Etwas unscheinbar liegt sie 50 Meter neben der Haupt-Flaniermeile. Wer sich nicht gut auskennt, findet die Bar nicht. Noch vor einem halben Jahr – so erzählte mir der Barkeeper vorhin - war die Bar noch auf teure Zeitungsannoncen und Radiospots angewiesen, um die Hütte vollzukriegen. Auch für den Webauftritt mussten die Inhaber eine ordentliche Stange Geld hinblättern. Und noch mehr Geld, um bei Google vorne mit dabei zu sein.
Eine Bar, die rockt!
Doch seit die Bar bei Brunch Lunch Dinner APP gelistet ist, steppt hier der Bär. So wie heute. Zum Glück ist mein Chef nicht da ...
Stellen Sie sich vor, was mir passiert ist: Letzten Mittwoch in meiner Mittagspause knallte ich mit einem Mädchen auf dem Gehweg zusammen. Nach dem ersten Schreck setzten wir uns spontan im nächsten Café zusammen, hatten viel Spaß und haben uns supergut unterhalten. Ich fand sie vom ersten Augenblick an toll! Prompt bekam ich Riesenärger mit meinem Chef, weil ich viel zu spät von der Mittagspause zur Arbeit zurückgekehrt war. Und musste zu allem Überfluss feststellen, dass sie die einzige Tochter von meinem Chef ist.
Aber jetzt bin ich mit ihr hier in der Bar verabredet. Wo bleibt sie bloß?
Die Bar macht mich glücklich.
Mein Drink kommt. Kurz darauf kommt sie. Sie sieht zum Anbeißen aus! Sie setzt sich neben mich an den Tresen. Sie riecht verführerisch … so, als wäre sie eben gerade zusammen mit frischgebackenem Brot und Brötchen aus dem Ofen gekommen (hatte ich schon erwähnt, dass sie Bäckerin von Beruf ist?). Verschwörerisch zieht sie eine Papiertüte aus der Tasche. Ich mache die Tüte auf. Der Duft einer noch lauwarmen Laugenbrezel explodiert in meiner Nase. Ich muss schlucken. „Die habe ich vor einer halben Stunde aus dem Ofen geholt“ strahlt sie mich an. „Ich glaub, ich hab heute die beste Brezel meines Lebens gebacken.“
Die Band ist da. Sie heizt uns ordentlich ein. Verstohlen bücke ich mich immer wieder zur Tüte, und ich beiße mich dezent durch die ganze Brezel. Sie schmeckt einfach nur himmlisch … das Bäckermädel nickt zufrieden.
Was für ein Abend. Vor mir ein cooler Drink. Dazu Musik, die mich vom Hocker haut. Und dann diese hinreißende junge Frau neben mir, die von Kopf bis Fuß abwechselnd nach frischgebackener Brotkruste, nach Brezelärmchen und nach Hefezopf riecht. Wir reden und wir lachen und wir tanzen durch bis zum Zapfenstreich.